Mehr Rücksicht im Straßenverkehr
Mehr Rücksicht im Straßenverkehr
Dreizehn von vierzehn angekündigten Teilnehmerinnen und Teilnehmern saßen am letzten Samstag in einem Besprechungsraum der Kreispolizeibehörde Mettmann – die erste Erfolgsmeldung des Tages.
„Oft fehlen mehr als die Hälfte der Angemeldeten“, sagt Polizeihauptkommissar Karsten Ingenhoven, Leiter der Dienststelle „Polizeiliche Verkehrsunfall-Prävention und Opferschutz, kurz VUP/O. „Dass die Teilnahme an den Kursen ein Privileg ist, erkennen viele erst spät“, ergänzt Polizeihauptkommissarin Jes-sica Werner, Verkehrssicherheitsberaterin.
Obwohl angemeldet, nehmen die dreizehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht freiwillig am Verkehrserziehungskurs bei der Kreispolizeibehörde teil. Vorausgegangen sind verschiedene Delikte im Straßenverkehr, die neben weiteren rechtlichen Konsequenzen auch die Verpflichtung zu Teilnahme an diesem Kurs zur Folge hatten. Durch ein Gericht oder die Staatsanwaltschaft erging die Weisung, an einem Verkehrserziehungskurs teilzunehmen.
Die Organisation der Verkehrserziehungskurse und die enge Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Mettmann ist vor allem möglich, weil die fünf Mitgliedsstädte des Vereins zusammenarbeiten. „Allein könnte keine der Städte ausreichend Teilnehmerinnen und Teilnehmer melden. Die Wartezeiten würde sehr lang“, berichtet Manfred Cserni, langjähriger Mitarbeiter der Jugendhilfe im Strafverfahren bei der Stadt Mettmann.
„Viele können sich zu Beginn nicht vorstellen, von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr mit zwei Polizisten in einem Raum zu sitzen“, sind sich PHK Ingenhoven und PHK’in Werner einig. „Das ändert sich zum Glück aber in den allermeisten Fällen.“
„Personen, die der Weisung nicht folgen und unentschuldigt nicht am Kurs teilnehmen, müssen dem Gericht wieder gemeldet werden. Das sehen die Richterinnen und Richter gar nicht gerne“, weiß Manfred Cserni.
Zum Programm an diesem Samstag gehören nach einer Vorstellungsrunde Absprachen zu den Tagesregularien sowie Informationen zu Unfallursachen und -folgen sowie Unfallvermeidung. Wie weitgehend ein Unfall das weitere Leben von Beteiligten beeinflussen kann, verdeutlicht zudem ein Film, den sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam ansehen.
Zur heutigen Gruppe gehören zwei Sechzehnjährige, die ohne Fahrerlaubnis unterwegs waren, Unfälle verursacht und Unfallflucht begangen haben. Der überwiegende Teil der Teilnehmenden ist männlich und Anfang 20. Lediglich drei junge Frauen sind im Straßenverkehr auffällig geworden.
Auch Fahren unter Alkohol- oder Cannabiseinfluss gehören zu den begangenen Delikten
Obwohl die Teilnahme am Verkehrserziehungskurs als Folge eines Fehlverhaltens im Straßenverkehr angeordnet wurde, wirken die Inhalte präventiv.
Als Erfolg verbuchen die beiden Kursleiter, Frau PHK’in Werner und Herr PHK Ingenhoven den Tag, wenn es ihnen gelungen ist, eine Diskussion anzustoßen und eine Auseinandersetzung mit den Themen in Gang zu setzen.
„Eine Mutter hat sich im Nachgang zum Kurs bei uns bedankt“, erzählt Frau PHK‘in Werner. Zu Hause habe man noch sehr oft über den Tag gesprochen.
Problematisch ist die oft lange Zeit zwischen Delikt und Teilnahme am Kurs. „Das sind nicht selten zwei Jahre und mehr“, sagt PHK Ingenhoven.
Ob die Inhalte bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern angekommen sind, zeigt die Abschlussrunde mit einem Feedback an die Kursleiterin und den Kursleiter. Von der anfänglichen Abneigung gegen Polizeibeamte ist dann zumeist nichts mehr zu spüren.